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Bad Homburg, bei Frankfurt a. M. Die Quellen Homburgs, deren Analyse von dem berihmten Proessor Liebig stattgefunden hat, sind erregend, tonisch, auflösend und abfährend, sie bethätigen ihre Wirksamk it in allen Fällen, wo es sich darum handelt, die gestörten Functionen de: Magens und des Unterleibes wieder herzustellen, indem sie einen eigenthämlichen Reiz auf diese Organe ausiben, die abdominale Circulation in Thätigkeit setzen, und die Verdauungsfähigkeit regeln. Mit vielem Erfolge findet ihre Anvendung statt: in Krankheiten der Leber und der Milz, bei Hypochondrie, bei Urinleiden, bei Stein, bei der Gicht, bei der Gelbsucht, bei Hämorrhoidalleiden und Verstopfungen, so wie bei allen Krankheiten, die von der Unregelmässigkeit der Verdauungsfanetionen herrähren. Ven sehr durchgreifender Wirkung ist der innere Gebrauch des Wassers, besonders wenn es frisch an der Quelle getrunken wird, und die Bergluft, die Bevegung, die Zerstreuung, das Entferntseyn von allen Geschäften und jedem Geräusche des Städtslebens, unterstätzt die Heilkraft dieses herrlichen Mineralwassers. Hierzu kommt noch eine Molkenanstalt, welche in einem parkähnlichen Garten in der unmitteibarsten Umgebung der Stadt angelegt ist. Es werden jeden Morgen sowohl hier in einem elegant eingerichteten Pavillon, a!s auch in den Brunnenanlagen die frisch bereiteten Ziegenmolken verabreicht. In demselben Garten hat man auch ein frisches Gebirgswasser zu einem Sturzbade gefasst. Ausser dem neuen Badehause, worin die MineralWasser-Bäder gegeben werden, findet man hier auch gut eingerichtete Flussbäder, welche in häufigen Fällen wesentlich zur Förderung der Brunnenkur beitragen. Mit dem Rufe Homburgs, der sich seit 13 Jahren stets gemehrt hat, ist auch Homburg selbst in jeder Beziehung fortgeschritten; neben der alten ist eine neue Stadt erstanden, mit prächtigen Hötels, scehönen Privat-Wohnungen, die dem Fremden al!en möglichen Comfort gewähren, und die mit den beräbmtesten Bädern in Bezug auf Bequemlichkeit und Luxus rivalisiren. Die wahrhaft romantische und pittoreske Gegend ladet zu Spaziergängen nach dem nahen Taunusgebirge ein. Zur neuen prachtvollen Parkanlage ist der Plan durch den Königlich Preussischen Garten-Director ILenne geliefert, und die Arbeiten an derselben sind schon wesentlich vorangerickt. Das grossartige Conversations-Haus, welches das ganze Jabr hindurch geöffnet bleibt, ist noch durch den neuen Anbau von zwei grossen sehr prachtvollen Sälen bereichert worden, und erweckt allgemeine Bewunderung. Es enthält einen Ballsaal, einen Conzertsaal, viele geschmackvoll dekorirte Conversations-såle, wo Roulette und trente et quarante mit namhaften Vortheilem fär die Spie!enden vor anderen Banken gespielt wird, ein grrosses Lesekabinet, das unentgeltlich för das Publikum geööffnet ist, und wo die bedeutendsten deutschen, französiscthen, englischen, russischen und hollåndischen gpolitischen und belletristischen Journale gehalten werden., cin ganz neu und sehr prachtvoll decorirtes Kaffeeund ein Rauchzimmer, die auf eine schöne Asphalt-Terrasse des Kurgartens fihren, und einen Speise-Salon, wo um ein Uhr und um fönf Uhr Table dhöte ist. Das rihmlichst bekannte Kur-Orchester von dreitzig Mitgliedern spielt dreimal des Tags: Morgens an den Quellen, Nachmittags im Musik-Pavillon des Kurgartens und Abends im grossen Ballsaale. Jede Woche finden Reunions, Bälle, wo die gewählteste Badegesellschaft sich versammelt, und Conzerte der bedeutendsten dörcbreisenden Kinstler statt. Bad Homburg ist nor eine Stunde, durch dic Verbindung von Post, Eisenbahn, Omnibus c., von Frankfurt entifernt. Die Sommer-Saison fir dieses Jahr beginnt mit dem 1. Mai 1854.

9 juni 1854, sida 2

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